In 8 Schritten herausfinden, wie viel Geld Sie mit Carsharing wirklich sparen können - Eine Anleitung

Überall hören Sie, dass Sie mit Carsharing bares Geld sparen könnten? Aber stimmt das wirklich? Und um wie viel Geld geht es hier überhaupt? Diese Fragen möchte ich Ihnen hier beantworten. Hiermit haben Sie eine einfache Anleitung zur Berechnung Ihres persönlichen Einsparungspotentials. Als Ergebnis wissen Sie genau, ob sich Carsharing für Sie speziell lohnt.

Um aufzuzeigen, wie viel Geld man mit Carsharing sparen kann - oder eben auch nicht - möchte ich Ihnen in diesem Artikel ein Rechenbeispiel vorstellen und detailliert Schritt für Schritt mit Ihnen durchgehen. Dabei werde ich die Kosten für das Halten eines privaten Autos mit den Kosten für Carsharing vergleichen. Ziel ist es, dass Sie genau verstehen, welche Kosten für ihren eigenen PKW anfallen oder anfallen würden und wie diese Kosten im Vergleich bei der alternativen Nutzung von Carsharing ausfallen würden. Egal ob Sie sich überlegen ein Auto zu kaufen oder Ihr Auto abzuschaffen: Auf Grund dieser Beispielrechnung sollten Sie am Ende in der Lage sein, für Ihre eigene, individuelle Situation eine Entscheidung zu treffen. Carsharing oder doch lieber ein eigenes Auto. Falls Sie keine Lust haben die Rechnung für Ihren individuellen Fall mitzumachen, auch kein Problem. Dann Lesen Sie einfach nur die kursiven Abschnitte und Folgen meiner Beispielrechnung zum Ergebnis. Oder schauen Sie sich einfach nur die Ergebnistabelle an.
 


Ergebnistabelle

Vorneweg möchte ich Ihnen schon einmal zeigen, was als Ergebnis aus der Beispielrechnung herauskam: Ein Einsparpotential zwischen ca. 800 und 1.000 Euro pro Jahr bei der Nutzung von Carsharing gegenüber dem eigenen Auto. Anhand der Tabelle können Sie erkennen, dass sich Carsharing um so mehr lohnt, desto weniger Sie mit Ihrem eigenen Auto fahren.


1. Das Auto / das Modell

Finden Sie zunächst heraus was für ein Auto Sie haben oder gerne kaufen möchten. Sie brauchen Hersteller und Modell. In der Regel ist das der leichteste Teil der Übung. Falls Sie sich nicht sicher sind, schauen Sie in Ihrem Fahrzeugschein nach. Dort können Sie auch gleich feststellen, wann das Auto seine Erstzulassung hatte. Diesen Wert brauchen wir ebenfalls. zuletzt brauchen wir noch den aktuellen Kilometerstand.

In meinem Beispiel:
- Es handelt sich um einen gebrauchten BMW der 1er Reihe, 116i.
- Die Erstzulassung war im Sommer des Jahres 2009.
- Der aktuelle Kilometerstand liegt bei 85.000 Kilometern.

 

2. Der Restwert

Im zweiten Schritt ermitteln Sie, welchen Restwert Ihr Auto aktuell hat. Überlegen Sie sich überhaupt erst einen Wagen zu kaufen, ist für Sie natürlich der Kaufpreis interessant. Für alle die bereits Autobesitzer sind, muss der aktuelle Restwert ermittelt werden. Das geht eigentlich ganz einfach auf der Seite Autokostencheck. Einfach das eigene Modell auswählen, im Reiter auf "Wertverlust" wechseln, dann im grauen Kästchen "Gebrauchtwagenbewertung" die Erstzulassung, Kilometerstand und die ungefähre Laufleistung pro Jahr eintragen und den aktuellen Restwert ablesen. (Lassen Sie die Seite geöffnet, wir brauchen Sie gleich noch mal.)

In meinem Beispiel:
- Das Auto hat aktuell (Dezember 2013) einen Restwert von 9.950 Euro.

Jetzt überlegen Sie sich wie lange Sie das Auto fahren wollen, sprich, wann Sie es verkaufen wollen. In 3 Jahren? In 5 Jahren?

In meinem Beispiel:
- Das Auto soll noch 5 Jahre gefahren werden.
- Geschätzte jährliche Laufleistung liegt bei 10.000 km.

Dann ermitteln Sie, welchen Restwert das Auto dann noch haben wird, wenn Sie es wieder verkaufen wollen. Wenn Sie das Auto fahren wollen, bis es auseinanderfällt, haben Sie es einfach, dann nehmen Sie den Restwert 0.- Euro an. Ansonsten lesen Sie den Wert von der oben genannten Seite im jeweiligen Jahr ab. - Richtig, so viel bleibt da gar nicht übrig.

In meinem Beispiel:
- Das Auto hat im Jahr 2018 noch einen restwert von 4.810 Euro.

 

3. Der Wertverfall

Mit den oben ermittelten Restwerten können wir einfach den Wertverfall für Ihr Auto ermitteln. Dazu nehmen Sie den aktuellen Restwert und ziehen davon den zukünftigen Restwert ab. Wenn Sie sich überlegen ein Auto zu kaufen, nehmen Sie den Kaufpreis und ziehen den zukünftigen Restwert ab. Als Ergebnis haben Sie den Wertverfall Ihres Autos. Ab heute bis hin zum Wiederverkauf.

In meinem Beispiel:
- Das Auto hat über die nächsten 5 Jahre einen Wertverlust von 5.140 Euro. Wow.

Berechnen Sie nun ganz einfach den durchschnittlichen Wertverlust pro Jahr, indem Sie den gesamten Wertverlust durch die Anzahl der Jahre teilen.

In meinem Beispiel:
- 5.140 Euro geteilt durch 5 Jahre macht einen durchschnittlichen Wertverlust von 1.028 Euro pro Jahr.

 

4. Die Versicherungskosten und die KFZ-Steuer

Schauen Sie nun nach, was Sie jährlich an Versicherung für Ihr Auto bezahlen. Falls Sie noch keine Versicherung haben, nutzen Sie einfach einen der vielen kostenlosen KFZ-Versicherungs-Vergleiche, wie z.B. Tarifcheck24. Dort erfahren Sie, was Sie bezahlen müssten.

In meinem Beispiel:
- Eine Haftpflicht-, Teil- und Vollkasko Versicherung würde für mein Auto und mein Fahrverhalten ca. 690 Euro jährlich kosten.

Wenn Sie schon in Ihren Unterlagen wühlen, können Sie auch gleich noch heraussuchen wie viel KFZ Steuer Sie für Ihr Auto jährlich bezahlen. Falls Sie es nicht finden sollten, können Sie auch einfach wieder den Autokostencheck nutzen.

In meinem Beispiel:
- Die KFZ-Steuer für das Auto in meinem Beispiel würde 135 Euro jährlich kosten.

 

5. Spritkosten

Berechnen Sie nun Ihre Spritkosten. Am einfachsten geht es indem Sie bei Autokostencheck den Kraftstoffverbrauch nachschauen. Wie viele Liter verbraucht Ihr Wagen auf 100km? Außerdem brauchen Sie den Spritpreis pro Liter. Bedenken Sie, das dieser die nächsten Jahre vermutlich weiter steigen wird. Anhand dieser Daten und der Laufleistung pro Jahr, können wir nun ungefähr die Spritkosten ermitteln.

In meinem Beispiel:
- Verbrauch liegt bei ca. 8 Litern pro 100 km.
- Spritpreis-Annahme: 1,65 Euro pro Liter
- Laufleistung pro Jahr ca. 10.000 km (Wert von Schritt 2)
- 15.000 km geteilt durch 100 km, multipliziert mit 8 Litern, multipliziert mit 1,65 Euro = ca. 1.320 Euro Spritkosten pro Jahr.

 

6. Reparatur- und Wartungskosten

Zu allerletzt brauchen wir noch die Reperatur- und Wartungskosten für Ihr Auto. Diese sind natürlich sehr schwer zu schätzen. Hier hilft uns zum Glück der ADAC. Auf dieser Seite führt der ADAC die monatlichen Kosten hierfür auf. Einfach wieder Marke und Modell eingeben. Dann in der Spalte "Werkstatt" die monatlichen Kosten ablesen. Dann den Monatswert mal 12 Monate nehmen um einen Jahreswert zu erhalten.

In meinem Beispiel:
- Die Reparatur- und Wartungskosten liegen im Jahr bei ca. 648 Euro.

 

7. Gesamtkosten

Noch dabei? Wir sind fast am Ziel. Wir summieren alle jährlichen Kosten auf und erhalten damit die Gesamtkosten für das eigene Auto pro Jahr.

In meinem Beispiel:
- Wertverfall pro Jahr 1.028 Euro + Versicherungs- und Steuerkosten pro Jahr 825 Euro + Spritkosten pro Jahr 1.320 Euro + Reparatur- und Wartungskosten pro Jahr 648 Euro = 3.821 Euro Gesamtkosten für das eigene Auto pro Jahr. Überrascht?

Damit die Kosten aber noch besser mit den alternativen Carsharingkosten verglichen werden können, lohnt es sich die Gesamtkosten noch auf die jährlichen Kilometer umzulegen.

In meinem Beispiel:
- 3.821 Euro Gesamtkosten pro Jahr geteilt durch 10.000 km = 0,38 Euro pro km

 

8. Vergleich mit Carsharingkosten

Nun können wir bereits die Kosten für das eigene Fahrzeug mit den Kosten für Carsharing vergleichen. Dazu nehme ich die günstigsten Carsharing-Angebote für eine Kurzstrecke und eine lange Strecke. Mehr zu unserem Vergleich der günstigsten Anbieter hier. Natürlich kann es sich hierbei nur um eine Annäherung handeln. Für Kurzstrecken ist Citeecar mit 0,30 Euro pro km sehr günstig (Fahrstrecke 20km, Ausleihzeit 1h). Für lange Strecken ist Autonetzer mit 0,28 Euro pro Kilometer (BMW 1er Angebot in München, Fahrstrecke 600km, Ausleihzeit 48h) sehr günstig.

In meinem Beispiel:
- Die Kilometerpreise von Citeecar und Autonetzer liegen knapp unter den Kosten für mein eigenes Fahrzeug.

Je nach Nutzungssituation (Kurz- oder Langstrecke), würden Sie mit Carsharing die berechnete Differez pro Kilometer einsparen (oder in seltenen Fällen: mehr ausgeben). Um das Einsparpotential pro Jahr zu berechnen, brauchen Sie nur die Differenz mit der Laufleistung multiplizieren.

In meinem Beispiel:
- Bei geschickter Wahl der Carsharing-Angebote (Kombination) können in meinem Beispiel zwischen 821 und 1.021 Euro pro Jahr gespart werden.
Je mehr lange Strecken ich fahren würde, um so mehr könnte ich einsparen.


Wie ist ihr individuelles Ergebnis?

Die Berechnung kann natürlich nur eine Annäherung sein. Es liegen viele Schätzungen und Annahmen dahinter, das haben Sie selbst bemerkt. Wie hoch wird der Benzinpreis in 3 Jahren sein? Steigen vielleicht die Carsharingpreise oder sinken sie? Werden Sie für Ihr Fahrzeug beim Wiederverkauf tatsächlich auch den Restwert erzielen? Wie viele Kilometer werden Sie tatsächlich im Jahr fahren? Dennoch, die Rechnung erlaubt eine Orientierung.

Haben Sie ein Einsparpotential berechnet? Sehr schön, so ging es uns in den allermeisten Fällen auch. Carsharing ist nicht nur umweltfreundlicher, weil ressourcenschonender, sondern auch in den meisten Fällen günstiger als das eigene Auto. Am meisten kann man profitieren, in dem man sich einen Carsharing-Anbieter für Kurzstrecken und einen anderen für Langstrecken auswählt. Denn meistens gibt es hier große Unterschiede. Einen Vergleich aller Carsharing-Anbieter finden Sie hier.

Aber Carsharing ist nicht nur meistens günstiger, sondern man geniesst noch andere Vorteile: Man braucht sich nicht um Reifenwechsel und Reparaturen kümmern und man kann zwischen verschiedenen Fahrzeugen auswählen (z.B. Smart für die Stadt, Transporter für den Umzug).

Fahren Sie weniger als im obigen Beispiel, ist Ihr Einsparpotential normalerweise sogar noch deutlich größer. Vergleichen Sie z.B. Ihre Rechnung mit diesem anderen Beispiel für Wenigfahrer.

Noch eine Anmerkung: Normalerweise verhält es sich so, dass sich ein eigenes Auto für Vielfahrer ab einer bestimmten Laufleistung pro Jahr rentiert. Das liegt daran, dass sich die Fixkosten (Steuer, Versicherung zu weiten Teilen, Wartungen zu Teilen) in einem solchen Fall auf eine höhere Anzahl an Kilometern umlegen lassen. Dies kann trotz höherem Wertverfall zur Folge haben, dass die Kilometerkosten beim eigenen Fahrzeug günstiger sind als der Kilometerpreis für Carsharing. Die Grenze hierfür liegt wohl ungefähr bei 17.000 Kilometern pro Jahr (Faustregel).