Carsharing (Flinkster)
Flinkster unterhält mit mehr als 140 Standorten das flächenmäßig größte Carsharing Netz in Deutschland und ist somit der Marktführer in diesem Segment. Das Carsharing Angebot von Flinkster wird von der Deutschen Bahn betrieben. In unserem Interview zum Thema "Macher der modernen Mobilität" sprechen wir mit dem Mann hinter Flinkster, Rolf Lübke, Geschäftsführer DB Rent GmbH. Herr Lübke spricht über die Zukunftspläne von Flinkster, die Zukunft der Mobilität, den Wettbewerb und den Wettbewerbsvorteil von Flinkster.
CARSHARING-EXPERTEN: Hallo Herr Lübke. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Interview genommen haben. Können Sie uns zum Start ein kleines Update geben, wie Sie die Position von Flinkster im deutschen Carsharing Markt sehen? 250.000 Kunden haben Sie kürzlich vermeldet. Sie sind damit weiterhin unangefochtener Marktführer, was die Anzahl der Nutzer angeht. Darüber hinaus unterhalten Sie das flächengrößte Carsharing Netz in Deutschland, welches in 140 Städten verfügbar ist. Müssen Sie einen Konkurrenten fürchten, der Ihnen die Marktführerschaft streitig machen kann?
Rolf Lübke: Wir haben in den vergangenen 10 Jahren eine gute Basis für unsere heutige Position geschaffen. Doch der Markt unterliegt ständigen Veränderungen und wir dürfen nicht müde werden, unsere Position zu verteidigen. Es gibt natürlich starke Konkurrenten aus den unterschiedlichen Bereichen, die versuchen uns zu verdrängen. Gerade die Fahrzeughersteller haben erkannt, welches Potenzial im Carsharingmarkt vorhanden ist. Wir bieten hervorragende Synergien bezüglich der Erweiterung von Mobilitätsketten an. Also nein, wir müssen keinen Konkurrenten fürchten!
CARSHARING-EXPERTEN: Es gibt in Deutschland aktuell ca. 800.000 Carsharer. Das ist im Gesamtkontext noch nicht viel. Wie kann die Popularität von Carsharing gesteigert werden? Welche Rolle wird Carsharing in Zukunft spielen?
Rolf Lübke: Für die klassische Autonation Deutschland ist das schon keine unerhebliche Zahl. Aber es findet gerade ein kultureller Wandel statt, bei dem intermodale Mobilität mehr an Bedeutung gewinnt und die Möglichkeit der Autonutzung gegenüber dem Autobesitz höhere Priorität eingeräumt wird. Das steigert die Popularität von Carsharing und Carsharing als Teil einer ganzheitlichen Mobilitätslösung wird immer mehr an Bedeutung gewinnen.
CARSHARING-EXPERTEN: Wie sind Ihre Pläne bei Flinkster für 2014? Welches Wachstum planen Sie? Welche spannenden Projekte / Erweiterungen sind bei zu erwarten?
Rolf Lübke: Wir wollen weiter kontinuierlich wachsen und haben auch spannende Projekte geplant, über die wir dann an entsprechender Stelle berichten werden.
CARSHARING-EXPERTEN: Was sind aktuell Ihre größten Herausforderungen bei Flinkster?
Rolf Lübke: Die weitere Integration von Flinkster ist die unterschiedlichen Reiseketten, verbunden mit der Transformation des Öffnungsvorganges von einer analogen Kartenlösung zu einer zu digitalen Smartphone-Applikation.
CARSHARING-EXPERTEN: Können Sie uns mehr zu „Flinkster Privat“ sagen? Also zu Ihrem Vorhaben über Flinkster auch Privatautos zu verleihen. Wann soll das Projekt starten und wie sind die Rahmenparameter (Startpunkt, Größe, Geschäftsmodell in Zahlen etc.
Rolf Lübke: Zu dem gesellschaftlichen Wandel gehören auch Sharingansätze (Wohnung, Haus, Fahrrad, Auto, Heimwerkerausstattung, usw.) im privaten Bereich. Gerade die Freigabe des eigenen Fahrzeuges zur Nutzung durch Dritte gewinnt immer mehr an Bedeutung. Mit Flinkster haben wir eine Plattform, die auch in der Lage ist dieses Segment abzudecken. Durch "Flinkster Privat" werden wir unser Portfolio im Carsharingmarkt erweitern, mit dem Ziel auch Privatautos mit dem öffentlichen Verkehr, insbesondere Bahn und Bus zu kombinieren. Unsere Marktforschung hat gezeigt, dass auch private "Carsharer" verstärkt intermodal unterwegs sind und damit auf das Kerngeschäft der Bahn einzahlen. Wir sind im Zeitplan und haben vor im 1. Halbjahr 2014 an den Start zu gehen.
CARSHARING-EXPERTEN: Kürzlich hatte der Bundesverband der Autovermieter gegen Autonetzer geklagt. Der Verband bemängelt die Sicherheit von Peer-to-Peer Carsharing und möchte durchsetzen, dass für private Autovermieter die gleichen Regeln wie für die klassischen Autovermieter gelten. Hat diese Klage irgendeinen Einfluss auf Ihr Projekt zur Vermietung von Privatfahrzeugen? Die Meldung, dass Sie „Flinkster Privat“ planen kam jedenfalls nach der Bekanntgabe der Klage des BAV.
Rolf Lübke: Grundsätzlich hat diese Klage keinen Einfluss auf das Projekt "Flinkster Privat". Wir werden uns an die derzeit gültigen Vorgaben aus der StVZO halten und dies in unseren AGB's abbilden.
CARSHARING-EXPERTEN: Wenn man sich das Mobilitätsangebot der Deutschen Bahn anschaut, sind Sie vermutlich der kompletteste Anbieter von komplementären Verkehrsmitteln. Angefangen beim Schienenverkehr über Flinkster bis hin zum Call-A-Bike. Sehen Sie sich hier im Vorteil gegenüber der aufkommenden Konkurrenz seitens der Automobilhersteller wie DriveNow oder car2go? Die Automobilhersteller müssen erst entsprechende Kooperationen eingehen oder Ihr Spektrum ausweiten.
Rolf Lübke: Wir haben durch unseren Verbund mit der Bahn durchaus einige Vorteile. Mit der "BahnCard 100" verfügt die Bahn bereits heute über das beste Mobilitätsangebot, welches derzeit am deutschen Markt verfügbar ist. Bahnfahren im Nah- und Fernverkehr der Bahn, Nutzung des Nahverkehrs in über 120 Städten und der automatische Zugang zu Call a Bike und Flinkster auf einem Medium spricht für sich. Je größer der nutzbare Flottenverbund, umso attraktiver ist das Carsharing. Dies haben wir anderen voraus. Das sich hier die Automobilhersteller etwas schwerer tun liegt in der Natur der Sache. Mit entsprechenden Kooperationen werden die Hersteller versuchen, diese Lücke zu schließen.
CARSHARING-EXPERTEN: Welche Motivation steckt hinter den Kooperationen mit Multicity (CITROËN) und Ford Carsharing. Eigentlich wären das Ihre Konkurrenten?
Rolf Lübke: Wir sehen die Hersteller nicht als Konkurrenten, sondern als Partner. Im sogenannte "Modal-Split" hat jeder der Anbieter seinen Anteil und ich glaube, dass wir gemeinsam viel stärker sind, um nachhaltige Ziele im Mobilitätsmarkt umzusetzen. Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass lokale Autohändler vor Ort ihre Stärken haben und dass das Autohaus der Zukunft zu einem "Point of Mobilität" umgewandelt wird. Diesen Autohäusern wird dann die Möglichkeit angeboten, sich in unser Flinkster-System zu integrieren. Dies ist logisch und im Rahmen der Vernetzung stringent. Durch die gegenseitige Freischaltung der Fahrzeuge wird zusätzlich die Präsenz in der Fläche verstärkt.
CARSHARING-EXPERTEN: Die Nachhaltigkeitsziele des DB Konzern im Rahmen der Strategie DB2020 sind ambitioniert. Welchen Beitrag leisten die DB Rent Angebote wie Flinkster oder Call-A-Bike zu diesen Umweltzielen? Welche konkreten Maßnahmen sind vordergründig zu nennen?
Rolf Lübke:
• Im Bereich von Call a Bike wurden im Jahr 2013 rund 1800 Tonnen CO2 durch die Nutzung von den Rädern eingespart.
• Über 15 Prozent der Flinksterflotte besteht bereits heute aus umweltfreundlichen Fahrzeugen mit Elektroantrieb
• Die Elektrofahrzeuge werden zu 100 Prozent mit Strom aus regenerativen Erzeugung versorgt
• Flinkster und Call a Bike sind Bestandteil der "grünen" BahnCard und zahl somit auf die Strategie DB 2020 der Bahn ein.
• Insgesamt rund 850.000 Kunden (Flinkster und Call a Bike) von DB Rent zeigen dass intermodale und damit umweltfreundliche Mobilität Teil Ihres täglichen Reisebedarfs ist.
CARSHARING-EXPERTEN: Können Sie uns etwas über Flinkster verraten, was die Öffentlichkeit (vermutlich) noch nicht weiß?
Rolf Lübke: Das wir Mitte des Jahres 2014 planen, die Fahrzeuge mit dem Smartphone zu öffnen.
CARSHARING-EXPERTEN: Vielen Dank für das Gespräch Herr Lübke!
Bildquelle: Deutsche Bahn AG
db carsharing (Flinkster / Carsharing)