Flexibles Carsharing stärkt den ÖPNV

Das flexible, stationsunabhängige Carsharing boomt und wird von den Nutzern positiv aufgenommen. Bereits mehr als 200.000 Bundesbürger nutzen diese neue Form der Mobilität, welche vornehmlich durch die Autohersteller wie BMW mit DriveNow und Daimler mit Car2Go vorangetrieben wird.

In letzter Zeit wurde viel diskutiert, ob das Freefloating Carsharing, welches von den Nutzern stark angenommen wird, auch tatsächlich zu einer Verkehrsminderung führt und somit umweltfreundliche Effekte mit sich bringt. Insbesondere der Bundesverband Carsharing (BCS) sieht die Angebote der Autohersteller kritisch.

Willi Loose, Geschäftsführer des Verbandes äußert sich dazu wie folgt:
„Die Bequemheit der Nutzung birgt auch die Gefahr, dass stärker auf das Auto zurückgegriffen wird, als wir es aus dem stationsbasierten Carsharing kennen“.

Willi Loose weiter: „Leitgedanke dabei ist, CarSharing-Kunden durch das Tarifsystem zu einer sparsamen Autonutzung zu bewegen. Es soll bewusst kein Anreiz zu mehr Autokilometern als benötigt gegeben werden.“

Die Deutsche Umwelthilfe sieht das flexible Carsharing Angebot der Automobilhersteller sogar als Frontalangriff auf den ÖPNV und bezeichnet es sogar als ökologischen Blödsinn.

Nun werden die Bedenken durch Andreas Knie, Geschäftsführer es Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) wiederlegt. Andreas Knie thematisiert in einem Gastbeitrag auf Zeit Online die ersten Ergebnisse einer Langzeitstudie. Im Rahmen dieser Studie analysiert das InnoZ bereits seit dem Beginn des Carsharing Booms die Bewegung der Freefloating Carsharing Fahrzeuge. Die Ergebnisse zeigen, dass das flexible Carsharing am intensivsten in der Nähe von großen Verkehrsknotenpunkten des öffentlichen Verkehrs genutzt wird. Je dichter das Netzt der U-und S-Bahnen, desto häufiger die Nutzung der Carsharing Fahrzeuge. Die Aussage der Studie geht sogar so weit, dass man das starke Wachstum des flexiblen Carsharing in Korrelation mit dem stark ausgebauten Nahverkehr und en ÖPNV Kunden sieht. Diese Begründung erscheint Andreas Knie vor dem Hintergrund der Preisstruktur der Freefloating Anbieter plausibel. Das flexible Carsharing sei zwar bequem, aber sich nicht die günstigste Form der Fortbewegung. Die Preise fangen bei 28 Cent pro Minute. Eine Stunde Nutzungsdauer ist somit nicht unter 15 EUR zu haben.

Es ist außerdem vielfach zu beobachten, dass das „neue“ flexible Carsharing nicht als einzige Carsharing Form genutzt wird. In vielen Fällen kombinieren die Nutzer die unterschiedlichen Carsharingformen nach Anwendungsfall. Eher kürzere Fahrten mit den flexiblen Carsharing Angeboten, das stationsbasierte Carsharing, welches meist günstiger ist, für längere Fahrten.

Es ist nicht auszuschließen, dass das moderne, flexible Carsharing eine völlig neue Zielgruppe anzieht, die sich bisher nicht fürs Autoteilen interessiert hatte. Mit dem flexiblen Carsharing kommen die Menschen auf den Geschmack und entdecken auch das stationäre Carsharing für sich.

Bildquelle: media.daimler.com